Was bedeutet es, “gut” zu sein?

In Zeiten von Krisen entsteht eine gewisse Chance, plötzlich vermehrt Werte wie etwa Ethik oder “Moral” (wie auch immer man diese definiert) im gesellschaftlichen Diskurs zu entdecken. Da werden täglich Einladungen zu Konferenzen, Seminaren und Initiativen in einschlägige Mailboxen gespült und auch in den “Social Media” werden zahllose diesbezügliche Stimmen laut. Ob es um Cultural Entrepreneurship oder nachhaltiges Wirtschaften geht – immer mehr Unternehmen kleben sich das bekömmlich vermarktbare Label “Corporate Social Responsibility” ins “Mission Statement” und – abgesehen vom angenehmen Nebeneffekt, dass sich das Firmenimage auf diese Weise aufpolieren lässt, scheinen sich derartige Konzepte tatsächlich mehr und mehr durchzusetzen.
Der “Wutbürger” wurde von der deutschen Gesellschaft für Sprache bereits 2010 zum Wort des Jahres gewählt.
Lässt sich aus all diesen Tendenzen herauslesen, dass wir besser, richtiger handeln wollen, dass wir “gut” sein wollen? Und was bedeutet es, “gut” zu sein?

Der britische Philosoph Derek Parfit gilt als einer der einflussreichsten Ethiker der Gegenwart und meint, dass unsere Motive nicht richtig sind. Viele von uns sorgen sich nur deshalb um die Zukunft, weil es unsere Zukunft ist. Ein Artikel im New Yorker erzählt uns mehr über diesen Denker. Sein neues Buch erschien 2011, heisst On what matters und ist ein umfassendes Werk über Rationalität und Gründe, Kantische Ethik, Kontraktualismus und Konsequentialismus. Ein pdf-Dokument dazu ist online abrufbar.

Hier in Wien gibt es übrigens mehrere Möglichkeiten für Menschen, denen Werte am Herzen liegen, sich mit grundlegenden philosophischen Fragen auseinanderzusetzen. Eine Plattform möchte ich hier besonders herausgreifen, mehr dazu wird auf diesem Blog folgen.

Die Gesellschaft für angewandte Philosophie vereint mehrere Philosophinnen und Philosophen, die im Rahmen einer Praxis oder in anderer Form philosophiegestützte Dienstleistungen anbieten. Hier werden Dialogräume eröffnet und Orte zum Philosophieren geschaffen. Das gibt Impulse zur Neuorientierung, nach der viele Menschen sich in diesen Zeiten sehnen. Die Gesellschaft ist parteipolitisch, ideologisch und konfessionell unabhängig. Ein Umstand, der gegenwärtig ebenfalls einen grossen Wert darstellt.

Hier ein Link dazu aus 2009: Ethics – the new killer-app?

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2 Responses to Was bedeutet es, “gut” zu sein?

  1. Tassilo says:

    War es nicht Slavoy Zizek, der gesagt hat: “Do not get intrigued by nice words. `Corporate Social Responsibility´ is more about `Corporate´ than about `Social´.”

  2. mfb says:

    Spannend, dass du Žižek erwähnst, einen grossen Philosophen, er veranschaulicht zB das Symbolische am Phänomen des Cyberspace… hab unlängst ein sehr spannendes Interview mit einem Wiener Philosophen gemacht, dessen “Interpassivitäts-Studien” auch auf Žižeks Arbeit zurückgehen… mehr demnächst hier…

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